Sepp Wanninger, Eigenverlag
anno münchen records
 

„Huraxdax, pack’s bei da Hax“

 

Generationen von Musikanten sorgten dafür, dass dieser Spruch von Kapellmeister Sulzbeck aus dem gleichnamigen Landler bis heute überlebt hat.
Josef Sulzbeck am dreiseitigen Kontrabass und seine Musikanten Bacherl (Harfe), Huber (Sänger und Violine), Straubinger (Flöte) gelten als die ersten Münchner Volkssänger bzw. Wirtshausmusikanten. Sie zogen zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die Wirtshäuser und spielten dabei ohne feste Gage, es wurde vielmehr „abgewackelt“, d.h. im Hut oder Teller gesammelt.


Es war die Zeit, als die Stadt mit beginnender Industrialisierung einen enormen Zuzug der Landbevölkerung zu verkraften hatte. Alle wollten hier ihr Glück probieren, obwohl das damalige München schon bald aus allen Nähten bzw. Mauern platzte. Sie mussten in die Vorstädte ausweichen, wo sie unter ärmlichsten Verhältnissen hausten, doch eine Neuerung in ihrem Leben, die sie bisher nicht kannten, entschädigte sie dafür: Freizeit! Und die verbrachten sie im Wirtshaus, wo Volkssängergesellschaften für Unterhaltung sorgten. Diese Allroundkünstler wurden zu den Popstars der damaligen Zeit und begeisterten mit Volksliedern in verschiedensten Besetzungen, Witzen, Sketchen sowie kurzen Theaterszenen ihr Publikum. Ihr Motto war, die Lebensumstände der Menschen humorvoll darzustellen, gerade die Spannungen zwischen Vorstadt, bürgerlicher Welt und der Landbevölkerung waren idealer Zündstoff für ihre Vorträge – und Couplets.

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Das Münchner Couplet
Diese Kunstform mit meist nicht zusammenhängenden Versen und einem wiederkehrenden Refrain kam aus dem dialektverwandten Wien an die Isar. Es wurden Melodie und Text zuerst nachgesungen, dann nach und nach „umarrangiert“ für München - wie die heimliche Hymne dieser Stadt, die ursprünglich mit dem Titel „So lang der Alte Steffl“ veröffentlicht wurde - bis es letztlich eigenständige Couplets mit den Eigentümlichkeiten dieser Stadt gab. Sie erzählten von halbseidenen Helden der Vorstadt wie dem „Stolz von der Au“ oder dem schönen Kare, von gscheerten Rammeln aus Dachau und natürlich vom „guadn, echten, gsüffigen, gschmackigen, ewigen boarischen Bier.“
Die Sängerinnen und Sänger schauten dabei den Leuten zuerst aufs Maul, um ihnen dann recht hinterkünftig den Spiegel vorzuhalten, bissig und charmant, witzig und vor allem im unverfälschten hiesigen Dialekt. Aber auch die Obrigkeit bekam ihr Fett ab, respektive ihren Grant, denn das Couplet mit seiner losen Verssammlung eignete sich hervorragend, um brandaktuelle Themen blitzschnell einzubauen. Es war allerdings Vorsicht geboten, denn nur angemeldetes und genehmigtes Programm durfte vorgetragen werden. Leider ist gerade deshalb vieles, was spontan entstanden ist, nicht aufgeschrieben und nur mündlich weitergegeben wurde, auf ewig verklungen …
Doch immerhin sind noch alte Liederbücher erhältlich und vor allem die große Sammlung „Münchner Blut“ im Verlag von Heinrich Bauderer, mit der man noch heute einen guten Einblick in diese wunderbare Couplet-Tradition bekommt. Liest man allein die Texte, so dokumentieren sie auf unterhaltsame Weise altmünchner Mentalität und vor allem Münchner Stadtgeschichte.


Oiso dann – huraxdax, pack’s bei da Hax!
Die entsprechenden Noten für die folgenden Texte gaabat’s im bairischen Liederbuch.


A Bier will i habn
von Carl Lorens
gesungen von August Junker


Ballade von der Weißwurscht
von Hans Blädel


Bist aa da
von Alois Hönle


Das Lied vom Sonntag
Eine Romanze in C-moll
von Karl Valentin


Der Stolz von der Au
von August Junker


Des boarische Bier
von Michl Huber


Die Blunzen und die Leberwurscht
Wiener Couplet von Carl Lorens


Neue neubayerische Gstanzl
von Karl Valentin


Schimmellied
Net dass d’ Leut sagn, zwegn der Not is der Schimmel tot
Holledauer Schimmellied von 1750

Münchner Gstanzl von Anderl Welsch


So a Gauner hat a Lebn

von August Junker





 
 
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