Sepp Wanninger, Eigenverlag
anno münchen records
 

Die Blunzen und die Leberwurscht

Wiener Couplet von Carl Lorens

Op1 – das erste Werk des Wiener Volkssängers.
Carl Lorens war auch der Verfasser von dem Couplet „So lang der Alte Steffl“, das von Michl Huber für München umarrangiert wurde zu „So lang der Alte Peter.“

 

1.  In einem Selcherladen hängt a fette Blunzen,
die is in eine zarte Leberwurscht verliebt.
Es wird gewiss sich jeder wohl darüber wundern,
dass’ unterm Wurschtzeug auch an Liebeskummer gibt.
D’ verliebte Blunzen hängt die längste Zeit am Stangel,
sie hat am Anfang wirklich nichts von Liebe gspürt,
da machts an Blick danebn aufs schöne Leberwürschtl
und gleich drauf hat sich d’ Lieb im Blunzenherzen grührt.
Sie seufzt: „Ach, einmal möcht ich d’ Leberwurscht umarmen.“
Doch d’ Leberwurscht hängt arrogant und steif danebn.
Sie hat für d’ Blunzen nicht im G’ringsten ein Erbarmen,
sie tut auch nicht das kleinste Liebeszeichen gebn.
Blimm! Blimm!

2.   So hängen beide ruhig d’ längste Zeit beisammen,
ganz stumm, man hört von Liebe sprechen nicht ein Wort,
der armen Blunzen bricht das Herz vor Liebesjammer,
wenn nit was gschehen wär, sie hingen heut noch dort.
Weil z’ wenig Platz am langen Stangel aber gwesen,
so nimmt der Selcher d’ stolze Leberwurscht herab,
die Blunzen auch, legt alle beide in die Auslag!
Da kommt a klaner Schusterbub herein im Trab,
der kauft die Blunzen samt der Leberwurscht fürn Meister,
legt beide in sein Einkaufskörberl schnell hinein.
Jetzt liegt die Blunzen mit der Leberwurscht beisammen,
das wird doch gwieß ein wunderbarer Anblick sein!
Blimm! Blimm!

3.  Doch nichts in diesem Erdenleben dauert ewig,
von langer Dauer soll die Blunzenlieb nicht sein.
Der Schustermeister sieht die Blunzen, macht an Schnalzer,
legt alle zwei mitsamm’n ins heiße Schmalz hinein.
Die Blunzen schreit, die arme Leberwurscht tut weinen,
der Schustermeister steht mit ’m Messer in der Hand,
tut sich blutgierig an die Mauer dann hinlehnen
und schneid’t die Blunzen in der Mitten auseinand.
Jetzt kommt die Leberwurscht, die hat die Meist’rin gessen,
für ewig sind die zwei Verliebten jetzt getrennt,
die Därm und d’ Hölzeln hat zum Schluss der Lehrbub gfressen,
weil nix mehr übrig ist, so hat die Gschicht ein End.
Blimm! Blimm!

 
 
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